Ab dem Jahr 2026 haben Grundschulkinder einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, die ab diesem Zeitpunkt stufenweise eingeführt wird. Zunächst für die Erstklässler, dann fortfolgend bis zum Jahr 2029 für alle Klassenstufen der Grundschulen.
Für die Kommunen im ganzen Land ist das eine große Herausforderung, da nicht nur geeignete Räume knapp sind, sondern schon jetzt das Fachpersonal fehlt und die entsprechenden Vorgaben für die Umsetzung noch nicht vorliegen. Gemeinsam mit den Sportvereinen hat sich die Stadtverwaltung ein Konzept überlegt, das Dr. Carl-Gustav Kalbfell als „Meilenstein“ bezeichnet, „ein Projekt, das landauf, landab seinesgleichen sucht“, wie der Sozialbürgermeister sagt.
Dahinter stehen Christina Baumann vom TV Echterdingen und Ingrid Krebs, die Leiterin des Amt für Schulen, Jugend und Vereine. Beide haben viel Zeit investiert und ein Konzept entwickelt, bei dem es nicht nur um die Ganztagesbetreuung der Grundschulkinder geht, sondern auch darum, das Ehrenamt zu stärken. „Hauptamt stärkt Ehrenamt, das ist für mich ein ganz wichtiger Satz“, sagte Baumann kürzlich in der Sitzung des Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschusses. Sie betonte dabei, dass sie für alle Mitgliedsvereine der Sportgemeinschaft LE spreche.
Doch wie sieht das Vorhaben aus? „Wir müssen Strukturen verändern und Dinge neu denken“, sagte Baumann und schilderte die Probleme der vier großen Sportvereine. Dort fehlen Übungsleiter und der Nachwuchs. Durch Berufswechsel und Studium ist eine hohe Fluktuation zu verzeichnen. Andere Einflüsse wie steuerrechtliche Themen oder der Datenschutz, der zusätzlich Arbeit macht, kommen noch hinzu. „Wir brauchen hauptamtliches Personal, vor allem Übungsleiter“, betonte sie. Und hier kommt die Stadt ins Spiel, die die großen Sportvereine in LE als außerschulische Partner bei der Ganztagesbetreuung mit einbeziehen möchte.
Die Stadt möchte die Vereine beim Aufbau neuer Strukturen unterstützen. Die Personalkosten der Geschäftsführerstellen sollen zu zwei Dritteln bis zu einem Höchstbetrag von 45.000 Euro pro Jahr übernommen werden, die restlichen ein Drittel tragen die Vereine selbst. Hierdurch soll, nach Worten Baumanns eine „gewisse Qualität“ reingebracht werden. Um den Zuschuss zu erhalten, müssen die Vereine vorab einen Antrag bei der Stadt stellen, der vom Fachamt geprüft und genehmigt werden muss.
Ausgehend von der Unterstützung der Vereinsgeschäftsstellen sollen dort die Strukturen im Kinder- und Jugendbereich gestärkt werden, um das eigene Angebot ausbauen zu können und damit die Kooperation mit den Schulen zu ermöglichen. „Das ist nur mit hauptamtlichen Kräften möglich“, sagte Baumann und sprach in diesem Zusammenhang von Jugendkoordinatoren und Übungsleitern. Nur so kann ein flächendeckendes Angebot für alle Schulen ermöglicht und Vertretungen im Krankheitsfall eines Übungsleiters organisiert werden. Mit der Finanzierung von vier Übungsleiterstellen, die sowohl in den Schulen als auch in den Vereinen eingesetzt werden sollen, wird die Stadt dies unterstützen. Die Stelle des Jugendkoordinators soll mit jährlich max. 40.000 Euro bezuschusst werden.
„So bleiben die Vereine ein verlässlicher Partner für die Stadt bei der Kinder- und Jugendbetreuung“, so die TV Echterdingen-Mitarbeiterin. Die Vereine und damit sind nicht nur die großen Sportvereine, sondern alle Vereine, die sich einbringen möchten gemeint, der SJR und die Musikschule könnten eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung des Anspruchs auf Ganztagesbetreuung spielen. „Wir haben uns viel vorgenommen“, sagte Baumann. Aber sie ist optimistisch – auch was die Gewinnung des knappen Fachpersonals angeht. „Wir sitzen an der Quelle, haben tolle Kontakte in den Sport, mit denen wir etwas aufbauen können“, ergänzte sie.
Aus dem Gremium heraus kam einhellige Unterstützung. „Das ist ein Angebot, von dem viele profitieren, Schulen, Eltern und Kinder“, lobte die SPD-Stadträtin Barbara Sinner-Bartels. Sie wünscht sich, weitere Vereine einzubeziehen. Edeltraud Reichle-Kanthak (Grüne) sprach von einem „gut überlegten Konzept“ und einer Win-win-Situation für alle Beteiligten. Wie Sinner-Bartels freute auch sie sich über das Engagement der Vereine, die die Kommune zusammenhalten würden. „Wir müssen alles tun, um sie zu erhalten“, betonte die Stadträtin. Für Sabine Onayli ist das Konzept eine Chance, um sich gut aufzustellen. „Es ist toll, dass alle Sportvereine mit im Boot sind“, ergänzte die Vertreterin der Fraktion L.E. Bürger/DiB. Auch Ilona Koch reihte sich in den Lobesreigen ein. „Wir werden damit wieder das Konzept LE kreieren und geben gerne den nötigen Vertrauensvorschuss“, sagte die CDU-Fraktionsvorsitzende. Ulrich Löchner von der Fraktion Freie Wähler/FDP sieht beim vorgelegten Konzept viele Gewinner. „Aber der Teufel steckt im Detail, es liegt noch viel Arbeit vor Ihnen“, sagte er und fragte nach den Erfolgskennzahlen.
Mit genau dieser Arbeit kann nun begonnen werden. Nach dem einstimmigen Beschluss im Ausschuss stimmt auch der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag dem Vorhaben ohne Gegenstimme zu. Nun soll schrittweise vorgegangen werden. Für das kommende Jahr werden Mittel in Höhe von rund 160.000 Euro eingeplant, mit denen ein Sportlehrer eingestellt sowie neue Stellen für Geschäftsführung und die Vorarbeit für die Schaffung einer Ganztagskoordinationsstelle bei den Vereinen unterstützt werden. „Wir setzen viel Geld ein, was aber eine lohnende Investition in die Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt ist“, sagte Kalbfell.
„Ich bin sehr glücklich über dieses Konzept und Frau Baumann sehr dankbar, dass sie diesen Stein ins Rollen gebracht hat“, sagte Roland Klenk und sprach von einer „tollen Symbiose“. Der Oberbürgermeister betonte jedoch auch, dass diese Zusammenarbeit nicht auf den Sport beschränkt sei. „Auch Musik und Kunst können sich einbringen“, betonte der Rathauschef.